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Logopädie: Neues Screening-Verfahren für mehr Teilhabe

10.06.2025

Hegau-Jugendwerk kooperiert mit LMU München/ Neues Verfahren bei kognitiven Kommunikationsstörungen

Sie freuen sich über das Zustandekommen der Kooperation zum Wohle der jungen Rehabilitanden (v.l.n.r.): Leonie Kogel und Dr. Julia Büttner-Kunert von der LMU München sowie Christina Möhrle von der Logopädie-Abteilung des Hegau-Jugendwerks. Bild: Andrea Jagode
Sie freuen sich über das Zustandekommen der Kooperation zum Wohle der jungen Rehabilitanden (v.l.n.r.): Leonie Kogel und Dr. Julia Büttner-Kunert von der LMU München sowie Christina Möhrle von der Logopädie-Abteilung des Hegau-Jugendwerks. Bild: Andrea Jagode

Im Rahmen des ersten Kooperationsbesuchs von PD Dr. phil. Julia Büttner-Kunert (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, Dt. Philologie/ Studiengang Sprachtherapie, Hauptkoordinatorin des DFG Netzwerk Kognitive Kommunikationsstörungen, kurz KOKOS*) und einer ihrer Studentinnen, der Logopädin und Studentin im Master Sprachtherapie Leonie Kogel, von der Ludwig-Maximilians Universität München (LMU) in der Logopädie-Abteilung des Hegau-Jugendwerks (HJW) fiel der Startschuss für MAKRO-KiJu. Dabei handelt es sich um ein Screening-Tool zur Erfassung der Textkompetenz von Kindern und Jugendlichen von acht bis 18 Jahren. Das Verfahren von Dr. Büttner-Kunert wurde zuerst für Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen entwickelt. In ihrer Masterarbeit hat Leonie Kogel eine eigene Version für Kinder und Jugendliche konzipiert. Kogel ist auch Projektassistentin des DFG-Netzwerk KOKOS.

Kognitive Kommunikationsstörungen (Cognitive Communication Disorders) treten nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) besonders häufig auf. Sie sind damit auch im Reha-Alltag im Hegau-Jugendwerk allgegenwärtig. Das neue Screeningverfahren MAKRO-KiJu soll nun im HJW zum Einsatz kommen, um spezifische Störungen auf Textebene erkennen und bewerten zu können. Laut Christina Möhrle, Leitung Logopädie, stellt das neue Tool eine „wertvolle Ergänzung“ zur bisherigen logopädischen Diagnostik im HJW dar – und dies auf neuesten wissenschaftlichen Stand.

Aktuell befindet sich der klinische Test in der Pilotphase. Er soll jedoch auch mit Unterstützung des Hegau-Jugendwerks dahingehend weiterentwickelt werden, dass am Ende ein standardisiertes Testverfahren zur Verfügung steht, das breite Anwendung findet und damit eine Lücke schließt. Im Erwachsenenbereich gibt es etablierte Screening-Verfahren, für Kinder und Jugendliche fehlt dieses bislang. Klinische Tests werden zwar im Therapie-Alltag angewendet, so Möhrle, die Ergebnisse werden aber aufgrund der Erfahrungen und nach subjektiver Einschätzung beurteilt, eine wissenschaftlich fundierte Beurteilungsmatrix fehlt.

Im Hegau-Jugendwerk werden die Logopäden das Tool Makro-KiJu zunächst bis Herbst 2025 anwenden. Die erhobenen Daten und Rückmeldungen an Leonie Kogel fließen in deren Masterarbeit ein. Die Tests erfolgen jeweils zu Beginn und am Ende der Reha-Maßnahme. Der Test besteht aus vier Untertests – mit ihnen werden anhand standardisierter Texte beispielsweise das Textverständnis abgefragt oder anhand von Bildergeschichten das Konzeptwissen und die Handlungsplanung. Neben dieser Textproduktion geht es auch um das Erschließen von Textinhalten oder darum, Kausalitäten zu erkennen.

Jedes Screening-Verfahren dauert durchschnittlich 45 Minuten und wird an das Alter der Patienten angepasst. Aus den erreichten Punktzahlen soll eine Matrix erstellt werden, die Aussagen über die berufliche und schulische Leistung ermöglicht. Das Verfahren soll also PatientInnen helfen, sich mit Unterstützung eines interdisziplinären Teams gezielt und gut auf die schulischen und beruflichen Anforderungen vorbereiten zu können, um letztlich mehr Teilhabe zu erreichen. Das Hegau-Jugendwerk ist der einzige Kooperationspartner im Reha-Bereich. Im Akutbereich ist das Haunersche Kinderspital mit Integriertem Sozialpädiatrisches Zentrum der Universität München Kooperationspartner.

*Das Netzwerk ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter Zusammenschluss von insgesamt 19 WissenschaftlerInnen aus 13 Standorten in Deutschland und in der Schweiz. Das Netzwerk fördert die strategische Vernetzung von experimentellen Forschungsarbeiten der Netzwerkmitglieder und bereitet damit den Weg für die fachübergreifende Diskussion zur Interaktion von Sprache, Kognition und Verhalten bei Schädel-Hirn-Trauma (SHT). Weiterführende Informationen unter https://www.netzwerk-kokos.germanistik.uni-muenchen.de/index.html

 
 
 

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